60 Tage, 10 Länder, unendlich viele Momente – Unsere Reise durch Süd- und Osteuropa mit dem Wohnmobil
In einer Attika-Wohnung hoch über dem Bodensee auf Rorschacherberg begann die Idee: „Was wäre, wenn wir einfach mal zwei Monate lang alles mitnehmen?“ Keine halben Sachen, keine Airbnbs, kein Zurück. Nur wir zwei, unsere Jobs – remote – und das grösste Wohnmobil von Wohnmobil Ferien als unser neues Zuhause auf Zeit.
Wir holten den Dethleffs Just T 7052 bei der Garage Ruedi Fäh AG in Gams SG ab – 7,41 Meter Komfort, mehr Stauraum als unsere erste Wohnung und vor allem: genug Platz für alles, was uns sonst vom Leben abhält.
Wir wollten erleben. Lieben. Verlieren. Wiederfinden. Und dabei arbeiten, handeln, kochen, streiten, leben.
Woche 1: Der Start ins Weite
Tag 1–3: Losfahren, ohne Plan B
In einer Attika-Wohnung hoch über dem Bodensee auf Rorschacherberg begann die Idee:
„Was wäre, wenn wir einfach mal zwei Monate lang alles mitnehmen?“ Keine halben Sachen, keine Airbnbs, kein Zurück. Nur wir zwei, unsere Jobs – remote – und das grösste Wohnmobil von Wohnmobil Ferien als unser neues Zuhause auf Zeit.
Wir holten den Dethleffs Just T 7052 bei der Garage Ruedi Fäh AG in Gams SG ab – 7,41 Meter Komfort, mehr Stauraum als unsere erste Wohnung und vor allem: genug Platz für alles, was uns sonst vom Leben abhält.
Sie packte ein halbes Zuhause ein – ich vor allem Technik, Kabel und ein paar ETFs.
„Du kannst nicht mit sechs Powerbanks reisen“, meinte sie. Ich entgegnete: „Aber mit offenen Charts schon.“
Sie lachte. Wir fuhren los.
Unsere erste Nacht verbrachten wir oberhalb von Flims, auf einem einsamen Stellplatz mit Blick über die Rheinschlucht. Wir sassen auf der Markise, mit einem Glas Wein in der Hand, und schauten zu, wie das Licht langsam hinter den Bergen verschwand. Kein Empfang, kein WLAN, nur wir. Und ein Fuchs, der neugierig ums Wohnmobil schlich.
Tag 4–6: Am Walensee beginnt der Alltag – und das Drama
Der Stellplatz direkt am Walensee war perfekt. Türkisblaues Wasser, Wiese bis ans Ufer, Coworking zwischen Vogelgezwitscher und Seegras. Vormittags Calls, nachmittags Sonne – das war der Plan.
Doch schon am zweiten Tag stieg ihr Zoom-Call mit Singapur aus. Ich war gerade dabei, eine Coinbase-Order durchzugeben, als sie ausstieg und ging. Ohne ein Wort.
Ich liess sie. Eine Stunde. Dann ging ich hinterher.
Wir fanden uns am Steg. Still.
„Manchmal fühlt es sich an, als wärst du physisch da, aber innerlich ganz woanders“, sagte sie.
„Vielleicht bin ich das ja auch – aber nicht wegen dir“, sagte ich.
Das Gespräch wurde laut. Dann leise. Dann gar nicht mehr.
Wir verbrachten die Nacht getrennt – sie im Bett, ich vorne beim Laptop. Der Chart blinkte grün. Wenigstens etwas.
Tag 7–10: Die Berge, der Gin und die Sterne
Wir überquerten den Reschenpass und landeten schliesslich in einem kleinen Tal in Tirol.
Der Stellplatz? Eine Mischung aus Wald, Sauna und einem bärtigen Typen namens Paul, der eigentlich nur Holz hacken wollte – uns aber dann selbstgemachten Gin einschenkte.
Am zweiten Abend sagte sie: „Wenn wir das durchhalten, halten wir alles durch.“
Ich sagte nichts – aber ich glaubte ihr.
Wir sassen auf dem Dach des Campers, in Schlafsachen, mit einer Decke über den Beinen.
Oben: der klare Nachthimmel.
Unten: Pauls Wald, leise und ruhig.
Zwischen uns: wieder Nähe.
Woche 2: Slowenien & Adria – Wiedersehen, Wagnisse, Wendepunkt
Tag 11–13: Ljubljana, Latein & ein Geist aus der Vergangenheit
Die Fahrt durch Kärnten war unspektakulär, aber schön. Seen, Wälder, kleine Tunnel.
Kurz hinter der Grenze zu Slowenien kam dieser eine Moment, den man nicht plant: Wir hielten für einen Espresso irgendwo bei Kranj, sassen auf dem Bordstein, schauten aufs Wohnmobil – und beschlossen, nicht weiterzufahren. Nicht sofort.
Also buchten wir uns auf einem kleinen Platz bei Ljubljana ein, der eher wie ein urbaner Garten wirkte als ein Campingplatz. WLAN, Lavendel, Espresso aus der Lobby – der perfekte Ort für eine Mini-Workation.
Am zweiten Tag standen wir gerade an der Rezeption, um zu verlängern – da hörte sie eine Stimme.
Ich wusste sofort: Es ist jemand, den sie kennt.
Und ich hatte recht.
Vor uns stand Jonas.
Ihr Jonas.
Ein ehemaliger Studienfreund aus Zürich. Gross, offen, wortgewandt. Einer von denen, die mit Latein anfangen, obwohl niemand gefragt hat.
„Zufall ist ein Anagramm von Chaos“, sagte er beim Abendbier.
Ich hätte ihn fast sympathisch gefunden, wäre ich nicht gerade innerlich auf 180 gewesen.
Sie sprach viel. Ich wenig.
Bis sie, zurück im Camper, sagte:
„Ich liebe nur dich. Aber ich darf doch trotzdem Leute mögen, oder?“
Ich nickte.
Aber die Nacht war trotzdem kurz.
Tag 14–15: Krypto-Crash, Küstenfahrt und die Rückkehr zum Gleichgewicht
Der Tag begann harmlos – mit zwei Croissants und einem kleinen, bösartigen Chart.
Bitcoin war um 17% gefallen, ETH um 21%.
Sie war auf dem Balkon, ich vor dem Laptop.
„Nicht traden“, sagte ich zu mir selbst.
„Nur kurz reinschauen“, sagte mein Kopf.
Vier Stunden später waren drei Positionen offen, eine im Minus.
Und ich war nicht mehr ansprechbar.
Als sie zurückkam – braungebrannt, glücklich, mit einem Beutel voller frischem Gemüse vom Markt – sagte sie nur:
„Du bist nicht hier. Du bist da drin. In diesem Ding.“
Sie meinte das MacBook.
Ich klappte es zu.
„Okay“, sagte ich. „Sag mir, was du brauchst.“
Sie überlegte. Dann grinste sie.
„Meer.“
Ich grinste zurück.
„Komm, wir fahren.“
Am späten Nachmittag erreichten wir die slowenische Küste. Klein, charmant, steinig. Wir parkten mit Blick aufs Wasser, tranken Weisswein aus Plastikgläsern und sassen stundenlang auf dem Dach des Campers.
„Wenn ich irgendwo wohnen müsste“, sagte sie, „dann wär’s hier.“
„Wenn ich irgendwas verkaufen müsste“, sagte ich, „dann wäre es dieser Moment.“
Wir blieben über Nacht.
Kein WLAN. Kein Jonas. Kein Chart.
Nur wir.
Woche 3: Kroatien & Dalmatien – Sonne, Salz & ein verlorener Tag
Tag 16–18: Inselblicke, Espresso & ein Moment zu viel
Kroatien empfing uns mit der ersten richtigen Hitze.
Die Strassen entlang der Küste glänzten im Sonnenlicht, das Meer funkelte, und das Navi war egal – wir folgten einfach der Küstenlinie, mit dem Ziel: irgendwo schön.
Wir fanden diesen Ort auf der Insel Krk. Eine kleine Bucht, ein Stellplatz mit Olivenbäumen, ein Espresso, der besser war als jeder Trade der Woche.
Tagsüber arbeiteten wir im Schatten des Wohnmobils. Sie mit Calls für ein Projekt in Berlin, ich zwischen Aktienanalysen und ETH-Snapshots. Abends kochten wir – und tanzten. Barfuss, zwischen Küche und Heckgarage.
Doch am dritten Tag geschah’s.
Der Moment, der zu viel war.
Ich scherzte beiläufig über ihre Reaktion im Jonas-Gespräch.
Sie lachte nicht. Stand auf. Und ging.
Kein Streit. Kein Drama. Einfach gegangen.
Ohne Handy.
Eine Stunde. Zwei. Vier.
Ich wurde nervös. Dann wütend. Dann still.
Gegen 22 Uhr hörte ich Schritte.
Sie.
Zerzaust. Sand an den Beinen. Und Tränen in den Augen.
„Ich war nur spazieren. Aber ich wollte mal sehen, ob du mich suchst.“
„Ich bin zehnmal los. Und zehnmal zurück.“
„Gut.“
Dann lagen wir nebeneinander auf dem Dach des Campers.
Die Sterne waren gnädig mit uns.
Tag 19–21: Split, ein Drink zu viel & das Gespräch, das alles ändert
Split war laut, heiss, lebendig.
Wir parkten auf einem offiziellen Stellplatz – Strom, Wasser, keine Aussicht. Dafür nah an der Altstadt.
Wir gönnten uns ein Abendessen in einem kleinen Restaurant mit Blick auf den Hafen. Fisch, Oliven, kalter Weisswein. Und irgendwann… Rakija.
Einer. Zwei. Drei.
Sie redete. Viel.
Über uns. Über früher.
Über das Gefühl, dass ich oft funktioniere – aber selten da bin.
Ich hörte zu. Zum ersten Mal wirklich.
Wir gingen zurück. Am Camper angekommen, küsste sie mich so fest, wie sie mich in Woche 1 angeschrien hatte.
„Ich bin hier“, flüsterte ich.
„Dann bleib auch da“, sagte sie.
Woche 4: Montenegro & Albanien – Wilde Küsten, fremde Wege und ein kleiner Kontrollverlust
Tag 22–24: Montenegro – Adria, Aperol & ein Pärchen wie aus Netflix
Montenegro kam plötzlich.
Hinter Dubrovnik endete Kroatien – und alles wurde rauer. Wilder. Die Strassen schmaler, die Küste dramatischer, die Menschen direkter.
Wir fuhren bis kurz vor Kotor und parkten unser Wohnmobil direkt an einer Klippe. Kein offizieller Stellplatz – aber wir fragten einen Fischer, ob’s okay sei. Er grinste.
„You are Swiss? No problem. Just don’t die here.“
Am zweiten Abend rollte ein Van neben uns. Grau, minimalistisch, teuer. Ein Paar stieg aus – beide vielleicht Ende zwanzig, beide hübsch auf eine sehr durchgestylte Art.
Sie: Yogalehrerin mit Instagram-Account.
Er: Ex-Banker, jetzt NFT-Berater.
Beide: wild auf Austausch.
Es folgte ein Abend voller Aperol, Diskussionen über Remote Work, spirituelle Freiheit und Steuertricks in Estland.
Um Mitternacht sassen wir zu viert im Campingsesselkreis. Ich fragte mich, ob wir jetzt Freunde waren – oder Teil eines Rituals wurden.
Sie flüsterte mir zu: „Wenn die uns gleich fragen, ob wir tauschen, sag einfach höflich nein.“
Ich nickte.
Und zum Glück fragten sie nicht.
Aber wir verliessen den Platz trotzdem am nächsten Morgen. Sicherheitshalber.
Tag 25–27: Albanien – Ziegen, Zöllner und ein Kontrollverlust
Der Grenzübergang nach Albanien war wie aus einem Film von Wes Anderson.
Ein kleines Häuschen, ein Beamter mit Sonnenbrille und zwei Ziegen, die direkt vor unserem Camper quer über die Strasse liefen.
Er winkte uns durch – dann wieder zurück.
„Problem with document.“
Wir warteten. Dann kam sein Kollege – und der wollte nur ein Foto vom Wohnmobil. Für seinen Bruder. „He loves big campers.“
Eine Stunde später standen wir an einem Strand in der Nähe von Himarë. Türkises Wasser, kein Mensch in Sicht.
Wir blieben drei Nächte.
Tagsüber schwammen wir, arbeiteten mit Hotspot, assen frisches Brot und Oliven.
Doch am dritten Abend verlor ich die Drohne.
Ein Windstoss. Ein Fehler.
Sie stürzte ins Meer.
Ich fluchte. Laut.
Sie schwieg.
Dann legte sie mir die Hand auf den Rücken.
„Du bist mehr als deine Technik“, sagte sie.
Ich nickte.
Und sagte: „Aber das war die gute DJI.“
Wir lachten. Irgendwann.
Und beschlossen, am nächsten Tag weiterzuziehen.
Woche 5: Griechenland – Inselträume, White Screens & ein Abend wie im Film
Tag 28–31: Fähre, Feta & ein Bildschirm, der nicht mehr will
Wir nahmen die Fähre von Igoumenitsa nach Lefkada – die Art von Insel, die aussieht, als hätte ein Designer sie für ein Architekturmagazin gezeichnet. Türkis, weiss, olivgrün.
Der Stellplatz lag direkt am Wasser. Und WLAN gab’s auch – meistens.
Sie richtete sich ihren Arbeitsplatz unter dem Sonnensegel ein, mit Blick auf die Bucht.
Ich sass drin, vor dem MacBook.
Doch mein Bildschirm… blieb weiss. Keine Ahnung warum. Kein Fehler, keine Reaktion. Einfach nichts.
Ich versuchte es mehrmals. Neu starten. Kabel raus. Wieder rein.
Nichts.
Sie kam rein, sah mein Gesicht – und sagte nur:
„Ich glaub, das ist ein Zeichen.“
Ich sagte: „Das ist mein Hauptgerät.“
Sie grinste: „Nein. Das ist dein Gefängnis.“
Ich verbrachte den ganzen Tag ohne Bildschirm. Zum ersten Mal seit – gefühlt – meiner Geburt.
Und es war… gut.
Wir gingen spazieren, sprachen über Sachen, die wir fast vergessen hatten.
Ich zeichnete auf Papier.
Sie nannte es „analoges Backup“.
Tag 32–35: Ein Fremder, ein Feuer & eine Geschichte, die bleibt
In einem winzigen Küstendorf namens Agios Nikitas lernten wir einen alten Mann kennen.
Er hiess Elias. Trug ein weisses Hemd, das nie richtig zugeknöpft war, und roch nach Meer, Rauch und Salbei.
Er sah unser Wohnmobil und fragte, ob wir „flüchtig oder frei“ seien.
Wir sagten: „Frei.“
Er nickte.
Und lud uns ein – zu einem Lagerfeuer bei sich am Strand.
Es war keine Party. Kein Get-Together.
Nur wir drei. Ein Feuer. Und seine Geschichte.
Er erzählte, wie er mit 19 aus Griechenland geflüchtet war.
Wie er in Genf gearbeitet hatte, dann in Lausanne.
Wie er sich verliebt hatte – in eine Frau, die ging, bevor er es aussprach.
Und wie er dann irgendwann zurückkam. Um zu bleiben.
„Weil ich nirgendwo so sehr nichts sein darf wie hier“, sagte er.
Dann schaute er uns an.
„Ihr seid jung. Seid nicht nur unterwegs. Hört euch auch zu.“
Wir sagten lange nichts.
Dann verabschiedeten wir uns – mit einer Umarmung, die keiner geplant hatte.
Im Camper lagen wir später wach.
Sie drehte sich zu mir.
„Wir sind auch manchmal flüchtig“, sagte sie.
Ich sagte: „Aber wir bleiben.“
Woche 6: Italien – Amore, Amalfi & ein fast geplatzter Reifen
Tag 36–39: Apulien, Pasta & das Wiederverlieben
Wir überquerten die Grenze zu Italien fast beiläufig – kein grosses Schild, kein offizieller Moment. Nur plötzlich: schlechterer Asphalt und bessere Pizza.
Unser Ziel war Apulien.
Weil sie dort mal ein Foto gesehen hatte, das nach „Leben“ aussah.
Wir fanden einen Stellplatz in der Nähe von Ostuni. Weiss getünchte Häuser, Olivenhaine, Sandsteinmauern.
Der Platz: privat, von einer älteren Dame mit Stirnband betrieben. Sie stellte uns jeden Morgen frische Feigen vor die Tür – kommentarlos.
Wir arbeiteten tagsüber, assen abends auf dem kleinen Tisch vor dem Camper.
Einmal kochten wir zusammen: Pasta mit Zitrone, Kapern, Pfeffer und zu viel Parmesan.
Es war das beste Essen der Reise.
Nicht, weil es perfekt war.
Sondern weil wir wieder lachten, wie ganz am Anfang.
Tag 40–42: Amalfi & der Moment, in dem ich fast alles kaputt machte
Die Küstenstrasse zur Amalfi war… schön. Und grausam.
Schön für die Augen, grausam für ein 7,41 Meter langes Wohnmobil.
Ich hatte die Idee, „einfach durchzufahren“.
Sie hatte Bedenken.
Ich sagte: „Wird schon gehen.“
Spoiler: ging nicht.
In einer engen Kurve zwischen Felswand und Geländer blieb unser rechter Aussenspiegel hängen. Er überlebte – das Geländer nicht ganz.
Ein hupender Fiat-Fahrer erklärte mir in rasendem Italienisch, dass ich „ein verdammtes Hotel auf Rädern“ sei.
Ich bedankte mich höflich. Dann parkte ich.
Sie schwieg.
Ich auch.
Erst später, bei einem Aperol mit Blick über Positano, sagte sie:
„Du meinst es nicht böse. Aber manchmal denkst du zuerst an Geschwindigkeit – und nicht an Richtung.“
Ich verstand.
Wir fuhren am nächsten Tag früh los. Mit Rücksicht. Und einem neuen Respekt vor schmalen Strassen.
Tag 43–45: Rom & der Reset
Wir verbrachten drei Nächte auf einem Campingplatz am Rand von Rom – mit Busverbindung ins Zentrum, sauberem WLAN und lauter italienischer Familie auf dem Nachbarplatz.
Rom war wie immer: laut, schön, chaotisch.
Aber wir waren müde.
Statt dem vollen Touristenprogramm entschieden wir uns für einen einzigen Nachmittag zu zweit – in Trastevere.
Ein Tisch im Schatten, Cacio e Pepe, ein Glas Wein, und das Gefühl, angekommen zu sein. Nicht in der Stadt. In uns.
Tag 46–48: Toskana – Wein, Wärme & Worte, die nötig waren
Wir rollten hinein in die Toskana, als hätte jemand einen Instagram-Filter über die Welt gelegt.
Zypressen. Sonne. Kurven. Ruhe.
Der Stellplatz lag in der Nähe von Montepulciano – ein altes Weingut mit einer flachen Schotterfläche und einem Panoramablick, der alles entschleunigte.
Wir kamen zur richtigen Zeit: Die Reben trugen sattgrüne Blätter, das WLAN war überraschend gut, und der Hausherr schenkte uns zur Begrüssung ein Glas Chianti ein – „damit Sie wissen, wie der Tag schmecken kann.“
Am zweiten Abend sassen wir auf zwei Stühlen, nebeneinander.
Sie legte den Laptop weg, schaute mich lange an.
„Weisst du noch, wie wir losgefahren sind?“
Ich nickte.
„Ich wollte fliehen. Jetzt will ich zurück.“
„Zurück wohin?“
„Zu uns.“
Es war ein Satz, der nichts Neues sagte – und doch alles neu machte.
Tag 49–52: Côte d’Azur – Glanz, Gin & Gedanken an später
Die französische Riviera war… viel.
Wir landeten in Èze-sur-Mer, parkten auf einem engen Campingplatz, bei dem man beim Einparken das Gefühl hatte, der Asphalt sei auf Zentimeter kalkuliert worden.
Der Strand war blendend weiss, das Wasser klar, die Menschen schön.
Wir kauften uns einen Drink in einer der Bars, setzten uns auf die Promenade, sahen Yachten vorbeiziehen und schwiegen.
„Fühlt sich das echt an?“, fragte sie.
„Nein“, sagte ich.
„Aber es ist schön.“
Am dritten Tag bekam sie ein Jobangebot. Remote, USA-basiert.
Ich wusste es, bevor sie es sagte.
„Du solltest es machen“, sagte ich.
„Ich weiss“, sagte sie.
Wir wussten auch: Unsere Zeit war bald um.
Aber das war okay.
Denn wir wussten jetzt, wie sich Freiheit anfühlt. Und wie man sie wiederfindet.
Tag 53–56: Jura & die stille Rückkehr
Wir machten langsam. Sehr langsam.
Fuhren durch kleine Dörfer in der Provence, übernachteten bei Winzern, schauten alte Filme im Camper, redeten wenig – aber nie zu wenig.
Im französischen Jura parkten wir für zwei Nächte auf einem verlassenen Waldparkplatz.
Es war kalt, neblig, leise.
Und wunderschön.
Am Morgen brühte sie Kaffee. Ich stand in der Tür des Campers.
„Ich glaube, ich hab zum ersten Mal nichts auf meiner To-do-Liste“, sagte ich.
„Weil du zum ersten Mal einfach bist“, sagte sie.
Tag 57–60: Zurück nach Gams – und trotzdem weiter
Die letzten Tage vergingen wie ein einziger, langer Sonnenuntergang.
Wir rollten zurück durch die Schweiz, vorbei an Orten, die wie Grüsse aus unserem alten Leben wirkten – Zürich, Sargans, Buchs.
Dann fuhren wir vor – zur Garage Ruedi Fäh AG in Gams SG.
Dort, wo alles begonnen hatte.
Wir räumten aus, packten zusammen, schlossen die Türen.
Zum letzten Mal.
Für jetzt.
Sie stand neben mir, schaute auf den Camper.
„Komisch, dass man ein Gefährt lieben kann“, sagte sie.
„Nicht komisch. Nur ehrlich“, sagte ich.
Wir stiegen ins Auto. Richtung Rorschacherberg.
Zurück auf unseren Hügel.
Mit mehr als wir mitgenommen hatten.
Viel mehr.
Schlussfolgerung
60 Tage.
10 Länder.
2 Menschen, die unterwegs waren – und dabei etwas gefunden haben, das sich nicht orten lässt.
Vielleicht war es Liebe.
Vielleicht Freiheit.
Vielleicht nur ein Update.
Was wir sicher wissen:
Dieses Wohnmobil war mehr als ein Fortbewegungsmittel.
Es war unser Zuhause.
Und ja – wir würden es jederzeit wieder bei Wohnmobil Ferien in Gams mieten.
Denn manchmal reicht ein Schlüssel, um das Leben ein Stück weiterzudrehen.
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